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Der schwarze Punkt

Schau Dir das Bild an. Schau es Dir genau an und dann beschreib, was Du siehst. Ja, das habe ich mir gedacht! Ein schwarzer Punkt auf einem weißen Zettel! Nur das Kleinste wird wahrgenommen, springt einem ins Auge und wird benannt. An dieser Stelle möchte ich auf meinen letzten Blog-Beitrag verweisen, in dem es um das Goody-Glas ging. Auch wenn einem das Schwarze im Gedächtnis bleibt, ist längst nicht alles schwarz.

 

Warum sehen wir nicht, was viel mehr vorhanden ist, die weiße Fläche, das Helle, das Gute? Nur von einem kleinen unscheinbaren Punkt unterbrochen! Diese einfache, simple Darstellung sagt soviel aus! Warum lassen wir unser Leben so häufig bestimmen von den negativen Seiten, ja gar lähmen, dass wir bald schon gar nicht mehr erkennen, wie viel Gutes und Schönes uns jeden Tag umgibt? Dabei sollten wir doch alle wunderbaren Kleinigkeiten dieser Welt beachten und sie schätzen. Denn es gibt so viele davon! 

Der Punkt ist, dass die meisten eine verschrobene Wahrnehmung haben. Und es lohnt sich wirklich, den eigenen Focus ein wenig zu korrigieren. Das heißt noch lange nicht, dass alles toll ist, aber das, was uns Freude bringt, sollte viel mehr gewichtet werden, ja sollte fast zelebriert werden!

 

An dieser Stelle möchte ich Euch eine Geschichte erzählen, die mich schockiert hat. Eine Bekannte erzählte mir neulich, dass sie etwas ganz Gruseliges erlebt hatte. Sie hätte immer noch Albträume und bekäme die schrecklichen Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Es ging ihr wirklich nahe, und sie sah auch sehr mitgenommen aus. Was war passiert? Kurz nach Weihnachten war sie mit ihrer Familie in einem Restaurant essen gewesen. Der Parkplatz lag nahe an einem Bahngleis. Als sie das Lokal verlassen wollten, hatte kurz vorher sich jemand genau an dieser Stelle das Leben genommen. Allein das ist schon schrecklich. Es kam noch schlimmer. Sie wollte zum Auto gehen und sah das, was kein Mensch sehen will, was einen traumatisieren kann, es lagen erkennbar Körperteile in der Nähe des Autos. Der Notarztwagen war schon da, es war aber noch keine Absperrung errichtet. Ich kann verstehen, dass solch ein Anblick jemanden fertig machen kann!

 

Was mich aber anschließend richtig schockiert hat, war ihre Aussage zu diesem Menschen. "So ein Arschloch. Warum muss der sich ausgerechnet hier umbringen?" Wie kann man jemanden Arschloch nennen, der gerade eben noch völlig verzweifelt war, der sein Leben nicht mehr als lebenswert empfindet, der möglicherweise sterbenskrank ist und keinen anderen Ausweg mehr sieht, der vielleicht einsam ist, der vielleicht niemanden hat, mit dem er seine Verzweiflung teilen kann? Wie kann man so jemanden ein Arschloch nennen?

Sie wacht jeden Morgen mit ihrem Mann an ihrer Seite auf, ist gesund, hat eine Arbeit, ist bildschön und kann wieder und wieder in ein Restaurant gehen und kulinarische Köstlichkeiten genießen, das Leben genießen! Nichts von dem, was uns Freude macht, wird dieser eine Mensch je wieder auf dieser Erde verspüren.

 

Noch mal, ich kann es verstehen, dass die Bilder schrecklich sein müssen, aber wie schrecklich muss das Leid dieses einzelnen Menschen gewesen sein?

 

 

Achtet nicht zu sehr auf die schwarzen Punkte in Eurem Leben, schenkt den weißen, strahlenden Flächen mehr Aufmerksamkeit, malt sie bunt an, füllt sie mit Leben!

 

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